Wir erreichen San Pedro de Atacama. Niederschmetternd und aufregend ist das Städtchen zugleich. Hippie-Einflüsse, Backpacker, Reisende aller Nationen und Fortbewegungsarten treffen sich dort.
Wir waren im Hotel-Restaurant Plaza und nutzten das Internet, waren essen und nippten Pisco-Sur.
Weiter führen sollte die Route an diesem Nachmittag über die Salarroute Chiles zum Paso Sico.
Gesagt getan! Es geht von unter 2400 Metern auf über 4500 Meter. Vorbei an erloschenen Vulkanen, über abenteuerliche Piste, entlang an Salzlagunen, bis zur Laguna Aguas Calientes, übersetzt: zur Lagune warmes Wasser.
Dennoch wurde es eine kalte Nacht mit vielen Sternen und fast Vollmond!
Luftfeuchtigkeit zu trocken.
Am nächsten morgen, es ist noch kalt, starte ich nach dem Frühstück den Motor. Seltsame Geräusche klingen neben den Zündungen des Motors mit. Wir fahren vielleicht 500 Meter, die Geräusche sind mehr als unschön. Ich stelle den Motor ab, das Geräusch kommt vom Anlasser. Erst nach abstellen der Stromzufuhr steht auch dieser still. Anlasserschaden der üblichen Sorte!
Hier in 4300 Metern Höhe! Au weia! Es ist Montag Morgen und kein Auto in Sicht. Macht nix, es ist ja noch früh.
Wir stehen etwas abseits, wie immer, und gehen daher mit unseren Stühlen ca.1 km zur „Hauptstraße“, schnaufen,setzen uns und warten. Und warten und warten. Diese Aktion machen wir drei elend lange Tage, ehe wir nach längeren Beratungen beschließen, am folgenden Tag zu Fuß in die nächste Ortschaft zu laufen. 40 KM!!!!!!!! laut GPS!!!
Nicht zuletzt wegen den jeden Nachmittag sich wiederholenden Gewittern und deren Regen, und Schneefall, welcher die Pisten schon mal unbefahrbar machen kann! Wir werden nachts laufen, unter Tags ist es trotz der Höhe zu warm und vor allem mit 20% Luftfeuchtigkeit zu trocken.
Am vierten Tag also starten wir um Mitternacht zu unserer Wanderung nach Socaire. Was soll ich sagen, zehn Stunden gelaufen, eine sternklare Nacht erlebt, jetzt hatten wir den Vollmond gerade überschritten und brauchten keine Stirnlampen. (Im Nachhinein war das eine tolle aber natürlich auch eine anstrengede Wanderung)
Angekommen in Socaire gingen wir ins nächstbeste Restaurant. In der Hoffnung das man uns hilft. Hier wurde uns dann auch geholfen, am Abend und zwar vom Restaurantchef persönlich. Nun ist es ohne fundierte spanischkenntnisse etwas schwierig zu erklären, daß wir einen LKW mit Druckluftbemse (Freno Aire Comprimido) und deren Anschlüssen brauchen und der uns anziehen soll.
Ein professioneller Abschlepper wäre wohl mit Abseitszuschlag auf umgerechnet 1000,- Euro gekommen und dieser Plan wurde sofort verworfen. Es ist nur ein VW Amarok geifbar, der vom Chef, und ein kleiner 12V Kompressor. Also nix wie hoch zu unserem LKW. Das der Amarok nicht zwingend geeignet ist um einen Lastwagen anzuschleppen ist klar, das es dennoch geht, sollten unsere chilenischen Helfer noch erfahren.
Was Chilenen den schnellsten Weg von A nach B nennen, ist bei der Dakar eine Sonderprüfung! Die Jungs sind echt irre. Diesen Weg sind wir gelaufen und fanden ihn fast unfahrbar!
Angekommen stellt sich heraus, der Kompressor kann nur 6 bar, ich brauche 7,5 bar. Schei………. Also was tun? Warten, nochmal warten. Die Helfer versprechen uns, am kommenden Tag mit Stromgenerator und Großkompressor wieder zu kommen. Wieder eine Nacht im bewegungslosen LKW. Nur diesmal mit dem Wissen, daß im Tal jemand von unserer Existenz da oben weiß.
Am kommenden Tag bereite ich alles vor für den Wüstenstart, den Start eines wesentlich größeren Fahrzeugs durch einen eigentlich zu kleinen Wagen. Gurte kommen raus, Stahlseil und Schäkel. Das rechte hintere Rad wird aufgebockt, so das es frei ist und der Gurt und das Stahlseil nach dem umwickeln des Reifens noch Luft zum Boden hat. Es kommt ein Auto. Allerdings nicht unsere Helfer, sondern ein Tourwagen von AWASI. Sofort wird gehalten und gefragt ab alles ok ist.
Da die Tourguidin sehr gut englisch spricht können wir uns gut verständigen. Ihre Gäste, ein australisches Ehepar finden das Ganze total spannend und aufregend, Sie wollten sogar, daß sie mit dem Jeep nach Socaire fahren wegen der Hilfe. Noch im Gespräch kommen unsere Helfer mit all den Gerätschaften. Die AWASI Truppe wollte noch für drei Stunden um den Salar, war aber nach einer halben Stunde wieder da, sie wollten sich das Spektakel nicht entgehen lassen, vor allem die Australier.
Die Jungs aus Socaire sind echt pfiffig. So haben sie den Kompressor bereits im Tal gefüllt um sich so evtl. das Starten in großer Höhe zu vermeiden, was leider nicht geklappt hat. Einmal musste er noch pumpen, dann waren die Federspeicher frei, jippie!!
Jetzt also schnell an den Amarok das Seil gehängt, Zündung an, vorglühen und ab mit dem Amarok. Der Motor startet natürlich nicht beim ersten Versuch, wir sind in 4300 Metern und es ist erst so um die 10° warm, also nochmal Seil und Gurt wickeln und ab. Selbes Spiel und kleinerer Gang.
Rumpel, rumpel, knock, krach, rumpf und …….er läuft.
Jubel bis in mein Fahrerhaus. Australier, Chilenen und Deutsche feiern auf englisch den Start eines fast dreißig jährigen, französischen Kriegsgerätes, was nun zum Wohnmobil umgebaut ist. STARK!
Schnellzusammenräumen, die Helfer bezahlen und ab nach Calama, da soll es eine Werkstatt geben.
Nonstop Fahrt nach Calama, als wir an einer Werkstatt stehen, mit laufendem Motor, da ausmachen iss nicht. Aber hier wird nichts mit Elektrik gemacht. Aber eine Adresse habe er noch, Don Pepe, er mache Alternator und E-Starter.
Jetzt hat er eigentlich schon zu, aber morgen, da geht es. Nur einen kurzen Blick will er unter das Fahrzeug werfen, wegen dem Anlasser. Er kriecht wieder raus und lächelt. „Bosch“ sagt er, „kein Problem, morgen können wir wieder fahren“. WAS? Ja ja, kein Problem und stehen können wir direkt vor der Werkstatt. Was ein Dusel.
Wir machen uns hübsch und gehen in die Stadt, wir brauchen Geld und haben Hunger. Als wir zurück kommen klopft es am Auto.Wir sollen doch noch hoch kommen auf die Terasse, mit der Familie grillen und Bier und Wein und Spaß und alles so in der Reihenfolge und auch durcheinander.
Irgendwann in den Morgenstunden fallen wir in unser Bett, mann oh mann, haben die ein Durchhaltevermögen. Wir wollen doch nur den E-Starter repariert. Nun kennen wir von Don Pepe die ganze Familie die Hunde und die Katze und seinen Vorrat an Lebensmitteln, welcher in der letzten Nacht drastisch weniger wurde 😉
Am Morgen sind wir umzingelt. Es ist Samstag und Flohmarkt. Vor, neben und hinter unserem Auto. Ich also den Starter ausgebaut und gegen 14.00 Uhr läuft unser Auto wieder. Was ein Meister seines Fachs. Der Starter wird quasi generalüberholt. Preis inkl. der verbauten Neuteile umgerechnet 65,- Euro. Da uns die Nacht davor noch in den Knochen hängt, bleiben wir noch eine Nacht bei Don Pepe vor der Werkstatt, diesmal ohne Plündern diverser Alkoholika oder Lebensmittel. Wir sind wieder auf Reise!!!
Braucht man nun einen E-Starter als Ersatz im Fahrzeug oder nicht? JA, braucht man, ist einfach entspannter wenn man das Teil in 4300 Metern nur wechseln muß.
Hat man es aber nicht dabei, erlebt man wunderbare Begegnungen mit Menschen aus der Region. Bekommt Einblick in die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft dieser Menschen, gewinnt neue Freunde und hat unendlich viel Spaß.