Erst hatte unser Schiff Maschinenschaden, der uns gut zehn Tage Verspätung einbringt. Nun soll ein weiterer Vorfall uns unserem Ziel Südamerika nicht wirklich näher bringen.
Wir waren in Dakar, in Conakry und Freetown. Überall wurde das Schiff gesichert und bewacht.
Im Vorfeld hatte uns der zweite Offizier Mikel schon Schauergeschichten von Piraten und blinden Passagieren erzählt.
In Dakar war nichts. In Conakry haben wir beobachtet, wie uns mindestens ein großes Tau gestohlen wurde. Auf der Hafen abgewanten Seite kam ein „motorisierter Einbaum“ und von innen wurde das Tau von Komplizen nach draußen bugsiert. Ansonsten ist uns oder der Crew nichts aufgefallen.
Während sich Freetown bereits bei der Hafeneinfahrt als sehr arm zeigte, waren wir gespannt auf den Hafen und die Sicherheit. Auch hier schien alles ordentlich zu verlaufen. Jedes mal wird beim Ablegen überall nach blinden Passagieren gesucht. Speziell beim hochklappen der Rampe.
Wir verlassen den Hafen nach einer Nacht wieder und fahren also endlich nach Südamerika. Zumindest einen Tag und eine Nacht.
Am folgenden Morgen war dann ein großer Tumult und wilde Spekulationen. Zudem hat unser Schiff an Fahrt verloren und kam dann völlig zum Stillstand. Zwei „Schwarze“ waren an Bord,
die nun weder zur Crew noch zu uns „farblich“ passten. Zunächst waren sie wohl beim ersten Offizier, dann aber sind sie wieder ausgebüchst.
Blinde Passagiere, na bravo. Es begann ein hastiges Suchen, die gesamte Mannschaft musste helfen. Kurzfristig war auch unser Koch abberufen. So ein Schiff ist verdammt groß und hat unendliche Möglichkeiten um sich zu verstecken. Es dauerte sicher mehr als eine Stunde ehe einer der jungen Offiziere uns Männer, und nur uns Männer, auf die Brücke beorderte. Der Kapitän gab uns die Anweisung unsere Fahrzeuge zu inspizieren ob alles ok war und ob evtl. noch wer im Fahrzeug sitzt. Es war aber alles in Ordnung. Nun kam das lange Warten auf die Order aus Italien, weiter Fahren nach Südamerika oder zurück nach???
Unsere lieben Schweitzer Mitreisenden sind dem Französich mächtig und wurden als Dolmetscher eingesetzt. Die blinden Passagiere waren also wieder gefasst.
Es stellte sich heraus, sie kommen aus Conakry, waren also schon länger an Bord und einer der Beiden ist nun schon zum sechsten mal gefasst worden. Und wie sich später auch noch herausstelle, war einer eigentlich in Conakry schon beerdigt worden. Hä?
Unser Kapitän war, na sagen wir stinkig.
Die Order aus Italien hieß dann, zurück nach Conakry. Es wird uns mindestens drei bis vier Tage Zeit kosten.
Nun sag nochmal einer, so eine Frachtschiffreise wäre langweilig – im Leben nicht!